CONTAMINECHNO
Der Titel des Stücks stammt aus dem kurzen Gedicht:
Alle Texte aus der Gedichtsammlung _re - iha ´k, einem Zyklus mehrsprachiger Gedichte von Christoph Ogiermann.
Das Stück betont und verlangt das Eingreifen der Aufnahmetechnik bei der Produktion. Was sonst wie selbstverständlich und
scheinbar unsichtbar das „Abbildungsinstrument“ Aufnahmetechnik bildet, wird hier hörbar gemacht und "kontaminiert" dabei den aufgenommenen Klang (was sie natürlich immer tut,
hier ist es aber überdeutlich gemacht).
Offensichtliche Faderbewegungen, harte Schnitte, rasch wechselnde Mikrophonpositionen sind konstituierendes Element für CONTAMINECHNO. Ein Beispiel: Der lange Mittelteil des Stücks besteht aus einem einzigen Kontinuum von Instrumenten, gespielt von KLANK (in
diesem Fall Violine, E-Gitarre, Kontrabass und ein mit einem Rasierapparat gespielter Blechkübel auf einem zu tiefen g), das mit Bewegungen zwischen 16 Mikrophonen aufgenommen wurde. Diese
Bewegungen wurden vorab in Partitur festgelegt und während der Aufnahme unabhängig von der Klang(k)-Produktion ausgeführt.
Ein weiteres Beispiel: Im dritten Teil des Stücks werden von KLANK und Menz in einem internen Rhythmus Tische voller Geschirr und Haushaltsgegensatände gepackt.
Diese Stapel brechen mehr und mehr zusammen. Aufgenommen wird diese Aktion wederum mit einer Faderbewegung, die im Rhythmuis zunächst kongruent zu den Bewegungen der SpielerInnen verläuft, um
sich dann aber unabhängig bis zum schnellen Kontinuum zu Beschleunigen.
Inhaltlich beschäftigen sich die Texte mit zwei Grundthemen:
zum Einen: der „Kontaminiertheit“ jedes beliebigen Lauts mit Bedeutung. Kaum eine Buchstabenkombination kann noch in Suchmaschinen eingegeben werden ohne daß sie
eine Bedeutung bekommt.
Zum Anderen: die „Kontaminiertheit“ und Erosion gerade wiederum der Bedeutung durch Vervielfachung und Reproduktion. In welchem Sprachsystem bewegst Du Dich, in
welchem Kontext, wer spricht hier, wenn Du gerade sprichst? Doppelbedeutungen regieren: wie z.B. nahpalm aus dem Gedicht was passierte zu Deine Körper:
einerseits die Nähe der palm (der Handfläche), das todbrigende Gift andererseits.
Uneindeutigkeiten durch Transposition der Stimmen und nur noch stotterndes Entziffern zu betonen, zeigen die Möglichkeiten und Folgen dieser
Uneindeutigkeit.
Denn auch das Bedürfnis nach einer Sprache, die niemand berechnen kann nimmt zu.
Hier nun die Texte des Stücks, die auch als silbenweise Transkriptionen, die Grundlage der Instrumentalaktionen bilden:
Text im ersten und dritten Teil des Stücks
Interpretin: Friederike Menz
Weitere Texte des ersten Teils des Stücks
Interpreten: KLANK
Text im zweiten Teil des Stücks
Interpreten: KLANK
Weitere Texte im dritten Teil des Stücks
Interpreten: KLANK